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Sprachen in Sachsen

Zwei Frauen unterhalten sich bei einer Tasse Kaffee © Shutterstock / Antonio Guillem

»Dorhem is dorhem« – die Sachsen lieben ihre Heimat und auch auf das Sächsische lassen sie nichts kommen. Sächsisch ist Markenzeichen und Identifikationsmerkmal. So trägt auch die Standortkampagne des Freistaates den Titel »So geht sächsisch.«.

Die Sprache Sächsisch gibt es sprachwissenschaftlich betrachtet eigentlich gar nicht. Ganz streng betrachtet, sind die vielen verschiedenen Dialekte, die einst zwischen Zittau und Leipzig gesprochen wurden, sogar längst verschwunden. Um zu verstehen, wieso das so ist, muss man in der Geschichte weit zurückblicken. Eigentlich sind die Sachsen nämlich gar keine Sachsen. Die Bewohner der wettinischen Mark Meißen kamen ab dem 11. Jahrhundert als Siedler aus Franken, Hessen, Bayern und vor allem Thüringen in die ursprünglich slawischen Gebiete um Dresden, Chemnitz und Leipzig.

Historische Karte von Sachsen zur Besiedelung und Namensgebung der Mark Meißen

Wenn vom Sächsischen die Rede ist, dann haben heute viele Menschen in erster Linie die Sprache im Ohr, die im Dreieck um Leipzig, Dresden und Chemnitz gebräuchlich ist. Der ursprüngliche Dialekt wird dort allerdings schon lange nicht mehr gesprochen. Denn mit der Niederlage Sachsens im Siebenjährigen Krieg und dem Aufstieg Preußens setzte sich ein Schriftdeutsch durch, das sich eher am norddeutschen Vorbild orientierte. Wenn Sachsen Karriere machen wollten, dann mussten sie sich sprachlich anpassen. Dies bewirkte das rasche Aussterben von Dialekten. Auch der Zustrom von Arbeitskräften aus anderen Regionen trug dazu bei. Erhalten geblieben sind nur noch Abweichungen von der Standardsprache – die Sachsen sprechen heute also Hochdeutsch, das regional eingefärbt ist. Sehr viele sächsische Begriffe prägen aber bis heute das Sprachbild im Freistaat.

 
Sohn: »Babba, was for ä Ardiggl sedzd mor denn vor Lehm?« Vater: »Das gommd druff an, mei Sohn. Der Lehm is das, womidd dor Dischler de Dische lehm dud, die Lehm sin wilde Diere in Afrigga und das Lehm is das Geschndeel von Dohd.«

Was ist typisch sächsisch?

Im Obersächsischen erfolgt unter anderem die Entrundung des kurzen und langen ö und ü. Es wird also »scheen« statt »schön« und »Glick« statt »Glück« gesprochen. Diphthonge werden oftmals in Monophthonge umgewandelt: »Baam« oder »Boom« statt »Baum« und »heeß« statt »heiß«. Bei den Konsonanten lautet die Grundregel: »De Weechn besieschn de Hardn.« So wird T zu D, P zu B, K zu G, und so weiter.

 

Heute ist das Obersächsische ein Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe. Dazu zählen das Osterländische, das in der Region um Leipzig gesprochen wird, und das Meißnische, das östlich von Leipzig bis Pirna und Bad Schandau sowie bis nach Freiberg und Dippoldiswalde zu hören ist.
Davon verschieden ist das Erzgebirgische, das auch oberdeutsche Elemente enthält. An das Erzgebirgische schließt sich entlang der Grenze zum Thüringischen das Vogtländische an. Dieser Dialekt wird in Plauen und Umgebung sowie im Raum Hof gesprochen. Im Osten Sachsens hingegen sind Lausitzische Dialekte zu finden.

Starke Tradition in der Lausitz: Sorbisch ist heute zweite Amtssprache

Ein sächsisches Verkehrsschild mit zusätzlichen sorbischen Stadtnamen © Jürgen Matschie

Die sorbische Sprache (kurz Sorbisch, veraltet Wendisch, Lausitzserbisch) gehört zur Gruppe der westslawischen Sprachen. Sie wird im Siedlungsraum der Sorben, in der Lausitz, gesprochen. Es existieren zwei Schriftsprachen: Obersorbisch (hornjoserbšćina) in der Oberlausitz und Niedersorbisch (dolnoserbšćina) in der Niederlausitz.

In der Lausitz leben Deutsche und Sorben schon seit 1.500 Jahren zusammen. 1912 wurde die Domowina als sorbische Organisation und Interessenvertretung gegründet. Doch erst in der DDR wurde die Minderheit durch den Staat umfassend gefördert. Sorbisch erhielt erstmals den Status einer zweiten Amtssprache. Es wurde in großen Teilen der Lausitz zur Unterrichtssprache, und durch die zweisprachige Beschilderung überall im Siedlungsgebiet auch in der Öffentlichkeit sichtbar.

Der Freistaat Sachsen fördert die Pflege der sorbischen Sprache im Alltag. So unterstützt die Staatsregierung kommunale Aktivitäten zur Förderung der Zweisprachigkeit. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus beispielsweise wirbt mit seiner Kampagne »Sorbisch? Na klar!« für die sorbische Sprache und Kultur. Dennoch ist Sorbisch heute nur noch in wenigen ländlichen Gebieten wie dem katholischen Teil des Siedlungsgebietes in der Oberlausitz Alltagssprache. Dort sprechen ca. 25.000 Menschen Obersorbisch. Das Niedersorbische hingegen ist derzeit in seinem Fortbestand bedroht. Experten gehen davon aus, dass nur noch ca. 7.000 Menschen aktiv Niedersorbisch sprechen.

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